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Stéphane Bloch (Mitinhaber Chocolats Camille Bloch SA) - Inspirierende Unternehmer im Gespräch - Red Heights

Stéphane Bloch (Mitinhaber Chocolats Camille Bloch SA) – Inspirierende Unternehmer im Gespräch

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Werte sind das Herzstück eines Familienunternehmens

Mitinhaber, Verwaltungsrat und Stiftungspräsident Stéphane Bloch blickt mit uns auf sein Leben als Familienunternehmer zurück. 

Familie und Tradition bieten Schöpfungskräfte, die in anderen Unternehmen schwer erarbeitet werden müssen, stellt er im Interview mit Carole Häusermann fest.

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Lieber Stéphane, was sind deine Erinnerungen an deine Kindheit im Kontext des Familienunternehmens Camille Bloch?

Als Kind ist mir schon aufgefallen, dass ich viele Freunde hatte, weil es bei uns immer Schokolade gab (grinst). Spass bei Seite. Sei es als Romand, aufgrund meiner Herkunft oder als Familienunternehmer, meine Lebensumstände haben mich in meinem Minoritäten-Denken geprägt.

Ich wollte als Mensch wahrgenommen werden, es gab aber leider auch Menschen, die mich als einen Vertreter der Familie Bloch ansahen und mir so einen Stempel aufdrücken wollten. Die Vorstellung war, dass jedes Mal, wenn jemand ein Ragusa kauft es beim Stéphane klimpert, was wenig mit der Realität zu tun hat.

Meine Eltern waren sehr stark darauf bedacht gewesen, uns Bescheidenheit vorzuleben.Wenn ich etwas haben wollte, dann musste damit oft auch eine Leistung einhergehen. Es ist nicht so, dass die Eltern uns jeden Wunsch, quasi von den Augen abgelesen haben.

Wie hat der Familienbetrieb das Familienleben Bloch bestimmt?
Mein Vater war oft am arbeiten, weshalb ich ihn nicht sehr oft gesehen habe. Es gab Situationen, bei denen die unternehmerischen Prioritäten das familiäre Leben punktuell bestimmt haben. Das hat sich aber in Grenzen gehalten. Beispielsweise sind wir oft in den Sommerferien nach Italien gereist. Es war üblich, dass wir bei der Durchreise in Mailand unseren Importeur besuchten.
Was ist die Bewährungsprobe für jemanden wie dich, der in ein Familienunternehmen hineingeboren wurde?

Der Name ,Bloch’ reicht zuerst einmal nicht aus, um Familienunternehmer zu sein. Zum einen war es unserer Familie schon immer wichtig, dass die Entscheidung sich am Familienunternehmen aktiv zu beteiligen von jedem von uns frei getroffen wird. Und zwar als eine vieler möglichen Optionen für das Berufsleben. Es hat nie die Erwartung vorgeherrscht, dass wir Kinder uns zum Familienunternehmen commiten müssen.

Zum anderen muss auch der Familienunternehmer Erfolge vorweisen, die seine Führungskraft untermauern und ihm helfen, bei den Mitarbeitern die Glaubwürdigkeit zu haben, um grosse Ideen einzubringen und umzusetzen.

Wir haben alle zuerst ausserhalb des Familienbetriebs unsere Berufserfahrungen gesammelt und haben uns so für eine aktive Rolle im Familienunternehmen erstmals bewähren müssen.

Wie bist du schliesslich zum Familienunternehmen dazugestossen?

Eines Tages hat mich mein Vater angerufen: «So, Burscht. Der Marketingleiter hat gekündigt und geht in einem halben Jahr. Wenn du die Stelle willst, dann bist du herzlichst willkommen. Jetzt ist die Stelle frei, das nächste Mal vielleicht erst in zwanzig Jahren wieder.»

Ich habe mich ehrfürchtig der Aufgabe gestellt, denn plötzlich wurden ganz neue Problemstellungen an mich herangetragen. Zudem war ich nun für 60 Mitarbeitende verantwortlich.

Wie geht man mit Enttäuschungen, welche Familienangehörigen betreffen, um? Natürlich können solche Situationen im Familienkreis vorkommen und kommen sicher vor. Uns haben unsere soliden Werten und dass wir zu Anstand untereinander erzogen worden, stets Orientierung geboten. Ausserdem wurde uns gelehrt, auch das Leben nebst dem Geschäft zu schätzen.

Lebt und pflegt ihr Traditionen als Familie?
Wir müssen zuerst den Begriff ,Tradition’ klären. Für mich ist Tradition nichts Statisches, sondern etwas Dynamisches. Um den Bestand der Traditionen aufrecht zu erhalten, müssen sie adaptiert und weiterentwickelt werden, wie das Familienunternehmen selbst. Es ist ein wenig paradox, aber in beiden Fällen sichert die Weiterentwicklung angestammter Sicherheiten das Bestehen in der Zukunft.
Oft lastet ein enormer Druck auf der Nachfolgegeneration noch grösseres zu erschaffen. Wie bist du damit umgegangen?
Druck ist per se nichts Schlechtes, im Gegenteil. Druck schafft Spannung, erzeugt eine Erwartungshaltung und treibt zu Höchstleistungen an. Druck darf aber nicht er-drücken. Wenn Druck zur Dauerbelastung wird, dann sollte man sich überlegen, ob man am richtigen Ort ist und eine Lösung finden, etwas verändern. Mich hat der Erfolgsdruck beflügelt (lacht).
Was macht das Familienunternehmen für dich so wertvoll?
Der Wert, den ich Camille Bloch zuschreibe, geht für mich mit meinem Werdegang und mit meiner jetzigen Rolle im Unternehmen einher. Wir sind so erzogen worden, dass die Familie das wichtigste soziale Gefüge ist. Auf wen sollte man sich sonst im Leben stützen können, wenn nicht auf die Familie? Im Kontext einer solchen tief verankerten Familienkonstellation liegt viel Schöpfungskraft für das Führen des Familienunternehmens. 
 
Familiäre Verbundenheit steht für geteilte Werte. Werte sind das Herzstück eines Unternehmens. Dieses Konstrukt ist im Familienunternehmen einfach schon da, als gelebte Wirklichkeit und Ressource. Während diese bei nicht Familienunternehmen zuerst lange und möglicherweise mühsam erarbeitet werden müssen.
Gibt es aus dieser Werte-Perspektive auch Herausforderungen für das Familienunternehmen?
Von einem Berufskollegen kann man sich notfalls trennen. Eine Familie hat man. Es ist eine Schicksalsgemeinschaft, die mit Schöpfungskraft nährt, aber auch dazu zwingt, Lösungen
zu finden. Das ist ein dauerndes Reiben, das neue Kräfte freisetzt und die kanalisiert werden müssen, um positiv zu wirken.
Was ist deine heutige Rolle im Familienunternehmen?
Ich bin Mitbesitzer und Mitglied des Verwaltungsrats, und gebe so meine mal mehr, mal weniger gefragten Inputs (lacht). Als ich mich vor zehn Jahren von meiner operativen Rolle im Marketing gelöst habe, war das für mich neu. Werbung als gelebte Philosophie bleibt zudem heute noch nebst dem Thema Nachhaltigkeit meine grosse Leidenschaft. 
Gibt es strategische Schwerpunkte für Familienunternehmen?
Gleich am ersten Tag, wenn man ins eigene Familienunternehmen einsteigt, sollte man sich der Aufgabe der Nachfolge widmen. Als Familienunternehmer ist man als Treuhänder mit der einen zentralen Aufgabe betraut, das eigene Unternehmen gesund der nächsten Generation zu übergeben und die Tradition weiterzuführen. Mein Bruder und ich haben für unseren Teil das Familienunternehmen weiterentwickelt. Jetzt ist es langsam an der Zeit, dass wir uns Gedanken machen, wie der Stab an die nächste Generation weitergereicht wird.
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Welche Herausforderungen glaubst du wird die nächste Generation Bloch lösen müssen?
So, wie auch mein Bruder und ich die Zeit gebraucht haben, um unsere Rollen zu finden, uns ein Bild der Situation zu machen und strategische Schwerpunkte zu legen, so ist es richtig, dass die nächste Generation diese Gelegenheit auch bekommt und selbst entscheiden kann, welchen Weg sie beschreiten will. 
Das scheint mir eine sehr von Vertrauen geprägte Nachfolgeregelung zu sein.
Ja, auf jeden Fall, es ist viel Vertrauen im Spiel. Vertrauenskapital ist einer dieser Familienwerte, aus denen man Kraft schöpfen kann. Der Zeitgeist in dem man jeweils steckt hilft sicher auch, sich im Alter von der Verantwortung zu lösen und Gestaltungsraum für die neue Generationen zu schaffen.
Was war rückblickend deine schlechteste und beste Entscheidung als Familienunternehmer?
Ich war damals sehr jung, als ich im Familienunternehmen eingestiegen bin. Ich habe wahrscheinlich das Angebot meines Vaters zu früh angenommen und hätte stattdessen mehr Erfahrungen ausserhalb des Familienunternehmens sammeln müssen. Das hätte mir später geholfen, meine Rolle im Unternehmen glaubwürdiger auszufüllen. 
 
Mich jetzt auf die beste Entscheidung festzulegen fällt mir schwer. Ich hoffe natürlich, dass ich viele sehr gute Entscheide getroffen habe. Um den Kreis zu schliessen, war es sicher auch eine gute Entscheidung, als der Verwaltungsrat Stéphane Bloch dem Marketing-Leiter Stéphane Bloch im richtigen Moment gesagt hat, dass es jetzt Zeit ist die operative Führung abzutreten.
Gibt es ein Anliegen, dass du heute als Familienunternehmer für die Zukunft vertrittst?
Ja. Ich würde gerne die Verdrängung verdrängen und gerade auch Familienunternehmer dazu motivieren, aus dem Hier und Jetzt verantwortlich für die Zukunft des Unternehmens zu agieren und nicht den Kopf in den Sand zu setzen. 
 
Es fällt mir auf, dass auch in Familienunternehmen die Vision für langfristige Ziele immer mehr verloren geht.
Lieber Stéphane, was würdest du abschliessend dem heute zwanzigjährigen Stéphane empfehlen, um mehr gute Entscheidungen für das Leben zu treffen?
Wichtig ist, dass man Optionen im Leben hat. Schlechte und gute Entscheidungen gehören dann zu einem ausgefüllten Leben dazu. Es gibt Dinge, die man bereuen wird, aber man muss dazu stehen können, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
 
Das ist mir heute noch als Mensch und Vater wichtig. Auch wenn es ein wenig überholt klingt. Man sollte sich jeden Tag im Spiegel anschauen können.
Weitere Informationen zu Camille Bloch finden Sie hier. Und hier kommen Sie zu unseren weiteren Insights. 
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